Geburts- und Bestattungshilfen
In unserem Wochenrätsel gilt es seit Januar 2021 Niedernberger Persönlichkeiten, welche in der Öffentlichkeit standen oder einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten, sowie historische Ladengeschäfte, Firmen, Salons, Praxen, Wirtshäuser,
Handwerksbetriebe etc. zu erraten. Nach Auflösung der jeweiligen Rätsel
werden diese Personen mit einem bebilderten Rückblick hier in den Rubriken eingepflegt.
Hebamme Erna Rohmann

Erna wurde im Dezember 1913 unter dem Familiennamen Freund geboren und gründete mit ihrem Ehemann Michael Rohmann eine Familie. Die Leidenschaft ihres gatten michael waren die Brieftauben (hier... im Gruppenfoto erste Reihe in der Mitte).
Ein Foto von Michael in seinem Brieftaubenverschlag ist hier... zu sehen. Einen Main-Echo-Artikel über die Brieftaubenaustellung 1975 in der Turnhalle Niedernberg und Michael Rohmann als erfolgreichster Züchter findet man hier ...
Dass "Erna" im ganzen Ort bekannt war, ist nicht verwunderlich. Schließlich übte die gute Frau ihren Beruf als Hebamme über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten aus und begleitete die Schwangerschaft, Geburt und zumeist auch die Taufe von ca. zweitausend Niedernberger Neugeborenen. Damit drang sie - ihrer Tätigkeit bedingt - wie kaum eine andere Ortsperson in die intimsten Bereiche der unzähligen, beteiligten Familien ein.
Bereits ihre Schwiegermutter, deren Arbeit sie übernahm,
war Hebamme: Genovefa Rohmann, genannt "Bas Eva". Sie wirkte von 1891 bis
1941 als Hebamme und verhalf ebenfalls ca. 2000 Kindern zur Welt. Genovefa selbst war Mutter von 11
Kindern. Zu damaligen Zeiten begleitete die Hebamme Neugeborene und ihre Eltern, bzw. Paten
auch bei der Taufe in der Kirche. Im Mittelalter war es sogar Pflicht, alle Neugeborenen persönlich zur Taufe zu
bringen und im Fall eines Kindstodes unter der Geburt die Nottaufe
vorzunehmen. Bis Ende der 1940er Jahre trug Erna zum Anlass der kirchlichen Taufe ein dunkles Häubchen (siehe Foto rechts). ... (alle Bilder per Mausklick vergrößerbar)

Pfarrer Franz Eckert (1946 - 1964 in der Pfarrei Niedernberg) und Hebamme Erna im Jahre 1963 bei einer feierlichen Taufzeremonie mit Zwillingen in der Cyriakus Pfarrkirche
Erna übte ihren Beruf von 1941 bis in die 80er Jahre hinein bei über 2000 Geburten aus. In den geburtsstarken Jahrgängen musste sie manchmal zwischen zwei Geburten pendeln. Was heutzutage gang und gäbe und daher für die jüngere Generation fast unvorstellbar ist: Die Anwesenheit der Männer bei der Geburt war damals nicht erwünscht.
Der Beruf der Hebamme zählt zu einer der ältesten
Frauenberufe überhaupt, u.a. Tempelmalereien zeugen von der Jahrtausende alten Hebammenkunst
Früher kamen wesentlich mehr Kinder als
heute zur Welt, bis ca. Anfang der 1960er Jahre gab es überwiegend Hausgeburten,
der Rückgang verzeichnete sich zunehmend, als 1968 die Geburtskosten von den
Krankenkassen übernommen wurden.
Zum Thema passend findet man hier... anlässlich des Dorfrundweges einige Einträge zur kath. Pfarrkirche.