Textil- und Modegeschäfte, Schuhe
Hier stellen wir nach und nach ehemalige Gechäftsinhaber der Bekleidungsbranche und Schuster, welche in die Ortsgeschichte eingingen, vor.
Textilhaus Paula Hartlaub (1.12.1949 bis 1.12.1988)
Paula hat mit Verkauf bereits im Elternhaus in der Michael-Groß-Str. 21 begonnen. Schon bald zog sie mit ihrem kleinen Verkaufsraum in die Hauptstraße 70. Ein Wohnfenster diente als Schaufenster. 1955 erfolgte der Neubau des Wohnhauses in der Hauptstr. 63 a, in dessen Erdgeschoss der Laden mit 3 großen Schaufenstern eingerichtet wurde. Später wurden weitere Räume zu Verkaufsräumen umfunktioniert. Im ersten Stock fand sich ein Raum für Gardinen nebst Zubehör und Gardinenleisten. Im Nebengebäude im Hof wurde die Reinigungsmaschine für Bettfedern untergebracht. Hier verkaufte Paula auch Inletts und Daunen bzw. Federn für Bettzeug.
Im Verkaufsraum fand das vielfältige Angebot in Regalen platz, die bis an die Decke reichten. Das Sortiment wurde ständig erweitert. In der Anfangszeit gab es bei auch Hygieneartikel zu kaufen.
Hier ein Überblick über die breite Angebotspalette: Kurzwaren, Unterwäsche, Miederwaren, Handtücher, Nachtwäsche, Hemden, Blusen, Schürzen, Baby- und Kinderkleidung, Berufskleidung, Sportkleidung z.B. Trainingsanzüge, Stoffe, Tischwäsche, Gardinen und Zubehör (auch mit Fertigung und Montage), Bettbezüge, Federbetten und deren Reinigung, Teppiche, Schlafsäcke, Koffer, Taschen und Schirme, Badeartikel und Zubehör, Kommunionschmuck, Karten für bestimmte Anlässe, z.B. Kommunion oder Hochzeit, Schmuck – man bekam fast alles – sogar Silvesterknaller. Und was nicht vorrätig war, wurde nach Möglichkeit bestellt. Ihre Töchter Eleonore und Heidi unterstützten Paula im Verkauf.
Paula hatte auch eine Reinigungsannahme.
Bis zur ersten öffentlichen Telefonzelle im Dorf konnte man bei Paula auch gegen Entgelt telefonieren (Gebührenzähler).
Bis Ende der 1960er Jahren kam es oft vor, dass die Leute anschreiben ließen. Wenn den Bauersfamilien wieder etwas Geld zur Verfügung stand, meist im Herbst, wurde der Kaufpreis abbezahlt.
Paula wurde 1927 geboren (geb. Buhler) und ist 2017, kurz nach ihrem 90. Geburtstag, verstorben.
Sie besuchte in Niedernberg die Volksschule, anschließend die Kraussche Handelsschule in Aschaffenburg, mit erfolgreich abgeschlossener Prüfung.
Da der Vater im alter von 38 Jahren früh
verstorben war, musste Paulas Mutter ihren Lebensunterhalt alleine mit mehreren
Arbeitsstellen verdienen. Soziale Absicherungen wie heute gab es noch nicht. Deshalb
wurden Paula (sie war damals 8 Jahre alt) und ihre Geschwister auf die
Verwandtschaft aufgeteilt. Paula kam zu ihrem Onkel, dem Krämer Johann Haas.
Hier half sie bereits früh im Geschäft mit. Dabei eignete sie sich die
Kenntnisse für eine Geschäftsführung an. Sie bediente auch öfter die Waage am
Wiegehäuschen und musste bei der Feldarbeit mithelfen.
Als sie ihr Geschäft Ende 1988 aufgegeben hatte, wurde das Anwesen verkauft und Paula zog zu ihrer Tochter in die Ilbenstraße.
Paula war eine freundliche, aber auch resolute Frau – sie war eine Geschäftsfrau mit Leib und Seele. Sie war vielseitig interessiert und vor allem – sie erzählte gerne, auch von früher. In ihrem Geschäft erfuhr man die Neuigkeiten aus dem Ort. Da sie sich sehr für die Niedernberger Geschichte interessierte, trat sie im Januar 1987 dem Geschichtsverein bei. Hier hatte sie 6 Jahre lang das Amt der stellvertretenden Schriftführerin inne. Durch ihr Hüftleiden konnte sie bei Aktivitäten leider nicht mitwirken. Sie war aber immer sehr interessiert bei Veranstaltungen dabei und stiftete ihre legendären Hefezöpfe, wenn Kuchen gebraucht wurde.
Paula pflegte den Schriftverkehr. Auch prominente Persönlichkeiten bekamen von ihr Post und sie freute sich über deren Antworten und war stolz darauf. Wie viele Geburtstags- und sonstige Wünsche oder Lobesbriefe mag sie wohl in ihrer markanten Schrift versendet haben?
Paula besuchte gerne und fleißig die „Spätlese“.
Foto links: Hanna Büchler (re.) und Albert Wagner (2.v.re.) sind für ihre Verdienste um den Geschichtsverein Niedernberg zu Ehrenmitgliedern ernannt worden. In der Jahresversammlung 2012 im Café Reinhard zeichnete Vorsitzende Doris Blaschke (li) neben Hanna Büchler auch Gerlinde Fecher (Mitte), Paula Hartlaub (2. v. li.) Manfred Klement (3. v. li.) und Edgar Seitz für 25 Jahre Treue zum Verein aus. Hier... gehts zum Main-Echo Bericht. Rechts im Bild mit 85 Jahren (2012) mit Rollator in der Hauptstraße.
Paulas Ehemann Edmund (*1925, † 1986) war gelernter Metzger. Im Winter war er
als Hausmetzger bei Hausschlachtungen tätig, im Sommer arbeitete er als
Maurergehilfe, wie im Bild oben links beim Schulbau 1959 (Edmund rechts mit Schippe). Ansonsten war er stark im Geschäft mit
eingebunden. Im rechten Bild sieht man ihn bei einer Fleischbeschauung bei seinem jüngeren Bruder Hermann Hartlaub.
Textilgeschäft Frieda Hytha (1957 - 1993)
Wie alle ihre Kempf-Geschwister hatte Frieda ein riesiges Herz! Sie war eine geduldige, liebenswerte Frau, die gerne, wenn sie die Zeit dafür fand, gestrickt und genäht hat. Und sie war eine gute Köchin, hat tolle Gerichte zubereitet. Alles, was der Garten hinterm Haus hergab, wurde eingekocht und zu Speisen verarbeitet. Humor hatte Fieda auch, hat z.B. gerne auch mal, nach bester „Max & Moritz – Manier“, ihrer Tochter Christine einen Maikäfer in die Haare gesetzt.
In unserem Wochenrätsel gilt es seit Januar 2021 Niedernberger Persönlichkeiten, welche in der Öffentlichkeit standen oder einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten, sowie historische Ladengeschäfte, Firmen, Salons, Praxen, Wirtshäuser,
Handwerksbetriebe etc. zu erraten. Nach Auflösung der jeweiligen Rätsel
werden diese Personen mit Kurzbeschreibung und Bildmaterial hier in den Rubriken eingepflegt.