Historische Personen
Hier stellen wir historische Berühmtheiten, welche einen schriftlich hinterlegten Bezug bzw. eine Geschichte zu Niedernberg hatten, vor.
Prinzregent Luitpold von Bayern
Prinz Luitpold wurde am 12. März 1821 in Würzburg geboren und übernahm 1886 im Alter von 64 Jahren die Herrschaft, nachdem sein Neffe, König Ludwig II., abgesetzt worden war. Der Märchenkönig (Schloss Neuschwanstein) kam vier Tage danach im Starnberger See unter mysteriösen Umständen ums Leben (Infos). Formal wurde zwar Ludwigs Bruder Otto zum bayerischen König proklamiert, da dieser aber geisteskrank und damit regierungsunfähig war, übernahm Luitpold die Amtsgeschäfte. Im Laufe der über 100-jährigen Geschichte des Königreichs Bayern regierte Luitpold am längsten, obwohl er als einziger der sechs Herrscher kein König, sondern Prinzregent war. Unter seiner Regie hat Bayern eine Blütezeit erlebt. Mit der pflichtbewussten „Ausübung“ seiner repräsentativen Rolle, mit Volkstümlichkeit und Leutseligkeit gelang es dem Prinzregenten rasch, die Bevölkerung für sich einzunehmen – auch wenn der Beginn seiner Regentschaft von großen Spannungen hinsichtlich der Absetzung und dem rätselhaften Tod König Ludwigs II. gekennzeichnet war. (mehr zur Regierungszeit siehe hier ...)
Im Bild oben rechts (zu Pferd) eine Ansichtskarte anlässlich seines 90. Geburtstages im Jahre 1911.
Huldigung eines Volkes Sympathieträgers! Ein Postkartenmotiv symbolisiert die Beliebtheit des Bayerischen Prinzregenten - Eine Siegesgöttin mit dem Bayerischen Wappen legt Lorbeerblätter auf das Porträt des 80-jährigen Jubilars, ein Mädel bringt Blumengebinde, eine fesche Dame im Dirndl reicht den Kranz und der Dorfschmied lässt Hammer und Amboss ruhen, um seiner königlichen Hoheit zuwinken zu können.
Zum 75. Geburtstag von Prinzregent Luitpold am 12. März 1896 bekamen die Niedernberger Schulkinder Brötchen spendiert. Brötchen waren in der damaligen armen Zeit eigentlich Luxus, aber der Oberste des Königreichs Bayern, der auch immer wieder Aschaffenburg besuchte und zur Saujagd in den Spessart reiste, war bei seinem Volke sehr beliebt.Der 200.Geburtstag wurde am Freitag, den 12.3.2021 gefeiert. Zu seinen Geburtstagen und den Regierungsjubiläum kamen unzählige Postkartenmotive auf den Markt. Am 12.12.1912 verstarb der Prinzregent im Alter von 91 Jahren. Nachfolgend eine Bilderserie, u.a. mit histor. Orig.-Fotos aus Aschaffenburg und aus dem Spessart.
Schon von klein auf liebte Luitpold den Umgang mit Tieren, war am liebsten in der freiern Natur, besonders die Berrge hatten es ihm angetan. Schon als Jugendlicher stieg er in sein leidenschaftliches Hobby, der Jagd, ein.
Der Prinzregent begann bereits mit 14 Jahren eine Militärlaufbahn und sein Vater Ludwig I. machte ihn 1835 zum Hauptmann der Artillerie. (mehr dazu siehe hier...)
Der mit der hässlichen Jacke ... (Anekdoten und Erinnerungen rund um den Prinzregenten)
Bei
einer Jagd fragte einer der Treiber seinen Kollegen: „Wöller ischt's?“ (Welcher
ist es?) Die Antwort: „Der mit der schiach`n Jopp`n!“ (Der mit der häßlichen
Jacke). So war er immer: Stets trug er die echte Oberländer Tracht mit Joppe,
mit Wadenstrümpfen und der heißgeliebten „Wichs“ (Lederhose).
(... siehe Jagd-Bericht)
Volksnah und hilfsbereit war Luitpold wohl auf jeden Fall. In Weibersbrunn soll er den gestürzten Bürgermeister besucht und ihm seinen Leibarzt geschickt haben. Hobbyhistoriker Schreck: »Das ist verbrieft.«
»Immer ein freundliches Wort für seine Leute
und wegen seiner Bescheidenheit im Spessart äußerst beliebt. « Einem
Försterbuben soll er mal einen Dackel geschenkt haben.
Luitpold und Weibersbrunn: Regelmäßig hat der bärtige Gottesmann die Sonntagsmesse besucht und Kinder beschenkt. Wenn der »Reschent« kam, wie er im Spessart heute noch heißt, gab’s schulfrei, Wurst und Weck. Für arme Kinder hat Luitpold laut Schreck eine Art Fonds aus seiner Privatschatulle eingerichtet.
Auch 100 Jahre nach seinem Tod sei er bei den älteren Leute in Weibersbrunn- wenn sie zum Beispiel am Stammtisch zusammensitzen - immer noch ein Thema.
(Siehe Main-Echo Bericht von Christian Schreck)
Zum einem Bericht des BR „200 Jahre Luitpold: Spuren des Prinzregenten im Spessart“ inkl. Video vom Besuch des Heimatmuseums geht es hier...
Sonntäglicher Kirchgang in Weibersbrunn. Bild links: Prinzregent
Luitpold läuft vor seinem Sohn (späterer König Ludwig III.) zur Kutsche. Bild rechts:
Die begehrten Prinzregenten-Zigarren an Weibersbrunner Honoratioren überreichte die königliche Hoheit höchstpersönlich.
Prinzregent
Luitpold genoss bei seinen Besuchen im Spessart ein geradezu legendäres
Ansehen. Er besuchte nicht nur Gottesdienste in den örtlichen Kirchen, sondern
zeigte sich auch ansonsten sehr leutselig, pflegte Kontakt mit der Bevölkerung.
Einflussreichen Dorfbewohnern sowie Jägern und Treibern spendierte er gelegentlich eine seiner berühmten Zigarren,
die nicht geraucht, sondern als Reliquie verehrt und aufbewahrt wurden. Die
Kinder, die ihm zujubelten, erhielten einen Weck mit Worscht - für die damalige Zeit
eine nicht alltägliche Delikatesse.
Aus dem Main-Echo Bericht „Wo der Prinzregent einst jagte“
Auf Prinzregent Luitpold folgte nach dessen Tod im Jahre 1912 sein Sohn Ludwig III. Zusammen mit ihm war der Prinzregent zuvor einige male zum Jagen im Spessart, siehe die beiden Fotos oben und viele weitere Jagdfotos siehe hier... in der Vorschau zum Buch "Der Bayerische Spessart in Alten Ansichten" (nach unten scrollen). König Ludwig III. regierte bis zu seiner Absetzung in der Revolution 1918. Damit endete die jahrhundertelang währende Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie.
Demnächst: Michael Groß