Katholische Pfarrkirche St. Cyriakus
Zwei Ansichten der Niedernberger Uferpromenade mit dem Leinritt und der St.Cyriakus Kirche. Der Kirchturm stand lange bevor Christoph Kolumbus im Jahre 1492 Amerika entdeckte. Vielen Dank an Samir (oben) und Annika (unten) für diese gelungenen und beeindruckenden Aufnahmen.
Wie eine Trutzburg liegt
das im gotischen Stil errichtete Kirchengebäude direkt am Main, welcher
durch einen Torbogen von der Kirchgasse aus erreichbar ist.
Es ist anzunehmen, dass die Pfarrkirche das älteste Gebäude in Niedernberg ist. Bereits 1340 existierte eine Niedernberger Kapelle im Bereich der heutigen
Pfarrkirche. Der Aschaffenburger Stiftsscholaster Heilmann Schwab
bedachte in seinem Testament mehrere Kirchen und Kapellen mit einem kleinen
Vermächtnis, darunter auch das „Gotteshaus in Nyderenburg“. Diese der wachsenden Einwohnerzahl nicht mehr gerecht werdende, kleine Kirche wurde vermutlich abgetragen oder 1461 in den Neubau der heutigen St. Cyriakus - Kirche eingebunden.Auch die älteste Glocke im Kirchturm stammt aus der
Zeit vor 1461. Sie trägt die Jahrzahl 1455.
Sowohl der
Glockenturm im Westen als auch der Chor (Altarraum) im Osten sind von 1461 bis heute erhalten.

Versuch einer Rekonstruktion. So wie hier auf den Skizzen könnte die Kirche 1461 ausgesehen haben. Im von Herbert Hartlaub angefertigten Modell wird die damalige Ausrichtung nach Osten, Richtung Mainufer, dargestellt.
Ende des 19.
Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die
Kirche erneut umgebaut und erweitert. Aufgrund der besseren Platzverhältnisse wurde die Kirche 1896/97/98 im Zuge der Erweiterung um 90° gedreht.

Der Grundstein für den letzten Erweiterungsbau der Kirche
(Seitenschiff an der Mainseite) wurde am 29. Juni 1931 gelegt. Es war die Zeit,
als sich die NSDAP anschickte, die Macht an sich zu reißen. Dementsprechend war
auch vielerorts die persönliche Einstellung zur Kirche. Für den Ortsgeistlichen
Pfarrer Seubert war es daher nicht leicht, eine entsprechende Unterstützung von
Seiten der politischen Gemeinde für seinen Plan zu finden. (Heimatbuch Seiten 469 und 470)
Vor dem Anbau des Seitenschiffes musste die ganze rechte
Außenwand mit den Stützpfeilern abgetragen und abgestützt werden, um das neue
Seitenteil anfügen zu können. An der Südseite des alten Chores befand sich ein
Rundfenster mit bunter Rosette. Dieses Fenster wurde wieder verwendet und an
der Rückwand des rechten Seitenschiffes eingesetzt. Beim Erdaushub für die Fundamente stieß man auf zahlreiche
Gebeine, die aus dem früheren Kirchhof stammten. Pfarrer Seubert ließ die
Knochen einsammeln und in einem Gemeinschaftsgrab hinter dem alten Chor
beisetzen.
(Aufzeichnungen von Albert Wagner)
Die
Arbeiter am Bau waren fast nur Niedernberger.
(Heimatbuch Seite 470)
An der Südseite des Kirchturms findet
sich die um 1822 dort eingelassene Grabplatte des Landschöffen Michael
Groß, dessen Mut Niedernberg vor der Zerstörung durch die Schweden im
Dreißigjährigen Krieg gerettet haben soll. Weitere Infos hierüber siehe Bildbeschreibungen weiter unten.

Ansicht 1890 Ansicht 1900

Ansicht um 1920

Ansicht um 1930

Um 1930, Skizze von Eberhard Lehr (2008)

Ansicht 1902 Ansicht 1930

Ansicht 1935
Die Pfarrkirche ist dem heiligen Cyriakus geweiht. Dieses
Patrozinium geht hier im ehemaligen Erzbistum Mainz auf die zweite Welle der
fränkischen Missionierung im frühen Mittelalter zurück. Reliquien des heiligen
Cyriakus wurden bereits im Jahr 847 in der Stiftskirche St. Cyriakus zu
Worms-Neuhausen (Kultmittelpunkt der königlichen Eigenkirche) verehrt.
(Heimatbuch Seite 476)

St. Cyriakus heilt die Königstochter; Miniatur aus dem Statutenbuch des Cyruakusstifts Worms, 1507
Cyriacus (auch Cyriak, Cyriakus; † um 303 in Rom durch Enthauptung)
war ein Diakon aus der Zeit der Christenverfolgung in Rom, der in der
katholischen und der orthodoxen Kirche als Märtyrer gilt und als Heiliger verehrt
wird. Sein Name bedeutet „dem Herrn gehörig“. Gedenktag ist katholisch 8.
August; er zählt zu den Vierzehn Nothelfern.
Es ist auch denkbar, dass das Cyriakus-Patrozinium in
Zusammenhang mit Diemarius steht. Der heilige Cyriakus (im Bild bei der wurde von der Familie
des Diemarius besonders verehrt. In den meisten Ortschaften, die mit Diemarius
in Zusammenhang stehen, ist dieser Heilige der Kirchenpatron.
Bis in die 1960er Jahre war der Cyriakustag (8. August) ein hoher Festtag in
der Gemeinde, an dem nicht gearbeitet wurde. An diesem Tag wurde mehreren
Messen und ein Hochamt gehalten. Die auswärtige Verwandtschaft kam zu Besuch.
Früher wurde für Brot und Kuchen für diesen Festtag erstmals das neue Mehl aus
der frischen Ernte verwendet. (Mdl. Überlieferung). Seit 1980 wird der
Cyriakustag am darauf folgenden Sonntag kirchlich begangen.(Heimatbuch S.477)

Ansicht 1960

Ansicht 2018
Turm und alter Chor aus dem Jahre 1461 und Hochwassermarken am Rundbogendurchgang zum Main.



Die Niedernberger Weihnachtskrippe im auth. Orientstil. Weitere Weihnachtsimpressionen aus Niedernberg gibt es hier...
Zur offizielle Erstbegehung des
Kulturweges Niedernberg am 30.4.2023 spielte Organist Markus Heinrich ein jeweils passendes Stück bei Eintritt der Gäste und beim Verlasssen der Pfarrkirche. Eine Rede hielt Nico Grundhöfer, siehe nachfolgende Fotos. Einen Rückblick über die legendäre Niedernberger Organistin Anna Fecher findet man
hier...
Der Opferkerzentisch




Ausschnitt aus dem Hochaltar (mittig, rechte Seite) von Josef Rotermund, Nürnberg, erbaut 1897
Postkarte Ausschnitt Hochaltar, siehe
Rückseite, Foto Eberhard Lehr
St. Cyriakus mit Palmzweig
Relief der Krönung Maria (um 1530)

Seit
1712 steht der barocke Muttergottesaltar in unserer Pfarrkirche. Er wurde vom
Aschaffenburger Schreiner Holzmann gefertigt. Für diese Anschaffung hatte die
Gemeinde zwei Äcker verkauft. Das Altarbild zeigt die Krönung Mariens und wurde
von Conrad Bechtold, einem Aschaffenburger Künstler und Schüler Tiepolos, 1752
gemalt. Die Figuren der hl. Katharina und der hl. Barbara, die seit 1897 auf
diesem Altar stehen, befanden sich vorher auf dem früheren Cyriakusaltar aus
dem Jahr 1716, einem der beiden Seitenaltäre in der Kirche nach der Erweiterung
im Jahr 1628. Der Muttergottesaltar war zu dieser Zeit der Hauptaltar. Bei der
großen Kirchenerweiterung im Jahr 1897 kam er an seinen jetzigen Standort.



Historische
Aufnahmen von Albert Seitz (mit Zeppelin und Malerarbeiten am alten Ziffernblatt). Rechts ein Foto von Pfarrer Eckert (1946-64), welches er Karl Gyhra schenkte, der es dem Geschichtsverein überreichte. Ebenfalls mit der alten Kiirchenuhr und
wahrscheinlich noch mit dem manuellen Läutwerk. 1981 wurde eine neue
Uhr angebracht. Rechts oben eingefügt Margarethe Seitz (*1899, †1984).
1956 wurde im Kirchturm eine elektrische Läutanlage
installiert. Bis dahin erfolgte die Bedienung der Glocken manuell. Vor und
während der Gottesdienste waren hierfür die Ministranten zuständig. Die Uhrzeit
um 6 Uhr, 11 Uhr, 12 Uhr 18 Uhr
und in der dunklen Jahreszeit früher auch noch um 20 Uhr läutete zuletzt die an der Kirche wohnende
Margarethe Seitz, genannt
„Laid-Gred“.
Für das Aufziehen der Kirchturmuhr war ihr Nachbar Albert Seitz zuständig.
(Heimatbuch Seite 476 und
mdl. Überlieferung)

Das ehemalige Uhrwerk der Kirchturmuhr ist im
Sammelsurium des Geschichtsvereines ausgestellt.

Die Kirche liegt idyllisch am ehemaligen
Leinritt
Offizielle Erstbegehung des
Kulturweges Niedernberg, nach der Zwischenstation Pfarrkirche geht es weiter mainabwärts.
30.4.2023
Tommes Rute, Organisator des Limesmarsches 2023, bei einem
Vorabbesuch in Niedernberg. Am 18. August 2023 wird eine kleine Abteilung der
LEGIO XXI RAPAX auf der 17. Etappe auf dem Leinritt an der Kirche vorbei marschieren und danach ein Nachtlager in Niedernberg
aufschlagen.



Am 3. 7. 1820 ließ der damalige Pfarrer Herrdegen den 1814
aufgelassenen und sehr verwilderten Friedhof um die Kirche einebnen. Die
Grabplatte des 1616 verstorbenen Landschöffen Michael Groß ließ er am Kirchturm
einmauern. Die meisten übrigen Gedenksteine wurden zertrümmert und beim Bau der
zweiten Schule (heutiges Pfarrbüro) im Fundament vermauert. Einzelne noch vorgefundene Grabsteine
wurden von Pfarrer Seubert beim Bau des neuen Kirchenschiffs (1897) im äußeren
Mauerwerk bzw. am Treppenabgang zum Main eingelassen.
Links im Bild: der im Kirchenturm eingemauerte Grabstein des Michael Groß, rechts die Steintafel des Steinsetzers Endres Reinfart. Für weitere Details nach unten scrollen.
30.4.23: Begehung der Kirche anlässlich der Eröffnung des
Kulturweges Niedernberg. Unten die beiden neuen Infotafeln.

Nepomuk-Sandsteinstatue. Johannes Nepomuk oder Johannes von Pomuk (* 1345, Nepomuk,
Tschechien, † 1393, Prag) war ein böhmischer Priester und Märtyrer. Er wurde
1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen. Die Jesuiten erhoben ihn 1732
zu ihrem zweiten Ordenspatron. Nepomuk gilt als Brückenheiliger und Patron des
Beichtgeheimnisses. Wikipedia

18.Dezember 2010
Weitere Fotos der Muttergittes und Nepomuk-Statue findet man
hier...


Jahreszahl und Steinmetzzeichen an der Südseite des Kirchturms. Die nach unten offene Acht steht für die Zahl vier (1461)
An der Südseite des Kirchturms wurde um 1820 die Grabplatte des Landschöffen Michael Groß eingelassen, welcher der Sage nach durch seinen Mut Niedernberg vor der Zerstörung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg gerettet hat. Widersprüchlich sind allerdings die Angaben auf der Grabplatte, demnach ist Michael Groß bereits zwei jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verstorben. Dies wird auch durch das Leibeigenverzeichnis vom Jahre 1617 bestätigt, somit kann der ehrenhafte Michael Groß niemals der wahre Retter Niedernbergs gewesen sein.
Inschrift: ANNO. 1.6.1.6. DEN 18. MAY IST IN GOTT VERSCHIDEN. DER EHRENHAFTE MICHAEL GROS. LANDSCHEF IN NIDERNBVRG. SEINES ALTERS 70. JAHR. DEREN SEHLL GOTT GNEDIG SEIN WELE AMEN Der Du bist bin ich gewesen der Ich bin wirst Du gewesen



Links vor dem Torbogen ist die Steintafel des Steinsetzers Endres Reinfart eingelassen.
Rechts am Torbogen befinden sich die Hochwassermarken, dort sieht man den Pegelstand extremer Hochwasserjahre.

Wegen seiner geografischen Lage, direkt neben dem Main hat die Gemeinde Niedernberg schon immer gegen Hochwasser zu kämpfen, meist im Frühjahr nach einer Schneeschmelze. Das schlimmste Hochwasser war 1342, das Magdalenenhochwasser. Den höchsten Pegelstand seit dem Jahre 1342 erreichte der Main am 29. Februar 1784. An diesem Tag wurde ein Wasserstand von acht bis zehn Metern über dem Normalwert erreicht. Außerdem hatte Niedernberg in den Jahren 1275, 1306, 1342, 1442, 1546, 1663, 1682, 1709, 1846, 1909, 1970 und 1982 mit extremem Hochwasser zu kämpfen. Auch heute tritt der Main hin und wieder aus seinem eigentlichen Flußbett und überschwemmt die naheliegenden Häuser und Gärten. Weitere Informationen finden Sie im Niedernberger Heimatbuch.
Infos über die Kirche findet man auch hier... in unserer Präsentation des Europäischen Kulturweges Niedernberg
Zu unser Sammlung "Volksfrömmigkeit" gelangt man hier ...