Kleiderfabriken, Heimschneider
Hier stellen wir nach und nach ehemalige Heimschneider, Kleiderfabrikanten usw., welche in die Ortsgeschichte eingingen, vor.
In Niedernberg gab es viele Heimschneider, ca. jeder sechste Familienernährer schneiderte damals zuhause für die umliegenden Kleiderfabriken. Durch ihre ehrenamtliche Tätigkeiten gingen einige davon in die Ortsgeschichte ein, wie z.B. Josef Hesbacher (weitere folgen)
Kleiderfabrik Gollas
Damen- und (ab 1980) Herrenkonfektion
Die Produktion lagerte man ab ca. 1980 schrittweise in Billiglohnländer aus, bis sie hier in Niedernberg schließlich völlig eingestellt wurde. In Ringheim entstand ein größeres Lager, in dem die produzierte Ware aus dem Ausland aufgebügelt und kontrolliert wurde, bevor sie in den Verkauf kam. Verwaltung, Versand, Musternäherei und Materiallager blieben weiterhin vor Ort. Im Februar / März 2007 wurde der Firmensitz in Niedernberg ganz aufgelöst. Ende 2007 erfolgte der Abriss sämtlicher Gebäudeteile, siehe auch Foto weiter oben.
Unter dem Vordach des Haupteingangs stand an Fronleichnam ein Altar für die Prozession. Auch zur Aufstellung von Festzügen und Feierlichkeiten wurde der Platz vor der Fa. Gollas oft genutzt. Wie hier bei einer Sportlehrehrung 1982 (Foto KSC Niedernberg). Heute stehen auf dem Areal des Firmengeländes Wohnhäuser.
Hermann Nebel ging von 1947 bis 1950 bei Johann Nebel in der Römerstraße zur Schneiderlehre. Danach arbeitete er bei dem gebürtigen Niedernberger Leo Klement in Sulzbach. Nach einer weiteren Stelle bei der Firma Rittger in Kleinwallstadt zog es ihn nach München. In der bayerischen Landeshauptstadt sammelte Hermann Nebel in einer renommierten Schneiderei Erfahrungen mit hochwertiger Maßkonfektion und Spezialanfertigungen. Etliche prominente Persönlichkeiten, wie z.B. Max Greger, für die er auch später in Niedernberg fertigte, gehörten zur dortigen Kundschaft. In der Voralpen-Metropole belegte er zudem Zuschneidekurse und bildete sich zum Bekleidungstechniker weiter. 1960 gründete Hermann Nebel seine eigene Firma, die sich zunächst im Erdgeschoss seines Elternhauses in der Hauptstraße 4 befand, zum Schluss schneiderte man dort mit ca. 20 Angestellten. Das Anwesen war der Bauernhof seiner Eltern, mit Misthaufen und freilaufenden Hühnern im Hof. Dieser Zustand war für ihn Nebel auf Dauer nicht befriedigend. Um einen Bauplatz für ein Fabrikgebäude zu schaffen, begann er frühzeitig am Stadtweg Gärten aufzukaufen. Hier entstand das erste Fabrikgebäude, das Ende 1968 eingeweiht wurde, siehe Foto unten rechts. 1976 folgte ein weiterer Bau bzw. die Erweiterung des Fabrikgebäudes zum Stadtweg hin, siehe Foto oben. Viele Einheimische fanden in der Firma Nebel eine Arbeitsstelle. In der besten Zeit waren ca. 90 Leute beschäftigt.
2012 wurde der Gebäudekomplex am Stadtweg 6 verkauft. Die seitens der Gemeinde im Jahre 2013 geplante Asylbewerberunterkunft ließ sich nicht umsetzen. In den Jahren 2013/14 wandelte der neue Besitzer die Fabrikräume in moderne Wohnungen und Lofts um, siehe Fotos aus April und Juni 2021.
Hermann mit der damals typischen Kommunionsmütze, Gebetsbuch und Rosenkranz schaut selbstbewusst in die Kamera. Rechts ein Porträt als Jugendlicher ca. 1950/51.
Bild links: Hermann
als "Hahn im Korb" bei einem Festbesuch zusammen mit Waldemar
Reinhard, Irene Herd (geb. Schmitt) und Ida Sauer. Blunaflaschen und steinerne
Ederbräu-Maßrüge stehen vor ihnen auf der Festbank. Das rechte Foto entstand im Februar 1960 bei einem Kappenabend im Gasthaus "Zur Krone".
Der vielsagende Blick von Hermann an seinem 80. Geburtstag im Juni 2013, als ihn sein Sohn Michael mahnte, er solle doch nicht rauchen. Hermann Nebel verstarb im März 2020 im Alter von 86 Jahren.
Im Jahre 1968
fertigte die Fa. Nebel die Olympia-Bekleidung für die Damen der Deutschen
Sportjugend zu den Olympischen Spielen in Mexico. Die vier
„Original Niedernberger“ Mannequins waren die Näherinnen Waltraud Klement, Walburga Kroth, Angelika Aust und Helga Nebel (v.li.n.re.). Somit war Niedernberg bei den damaligen Olympischen Spielen gleich doppelt vertreten, siehe auch Kleiderfabrik Gollas, weiter oben. Alle Bilder per Mausklick vergrößerbar
Die
Kleiderfabrik Nebel nähte in den 1980er Jahrendie langen weißen Ministranten-Gewänder und stiftete diese der Pfarrei.
Die Faschingsgruppe der Fa. Nebel beteiligte sich über Jahre hinweg mit ihren
selbst gefertigten Kostümen (z.B. "Sultans") am Niedernberger Faschingszug und gewann damit
einige Preise, u.a. hier mit den abgebildeten Till Eulenspiegel - Kostümen 1998. Die Die blauen Kostüme der Damenprinzengarde wurden ebenfalls in
der Fa. Nebel gefertigt. Auch die roten Blazer der NCV-Damen (siehe unten) rechts wurden unter Sohn Thomas Nebel hergestellt.
In unserem Wochenrätsel gilt es seit Januar 2021 Niedernberger Persönlichkeiten, welche in der Öffentlichkeit standen oder einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten, sowie historische Ladengeschäfte, Firmen, Salons, Praxen, Wirtshäuser,
Handwerksbetriebe etc. zu erraten. Nach Auflösung der jeweiligen Rätsel
werden diese Personen mit Kurzbeschreibung und Bildmaterial hier in den Rubriken eingepflegt.