Die alten Dorfbrunnen


Die Gemeinde-Schwenkbrunnen waren bis zur Einweihung des Wasserturmes im Jahre 1959 in Betrieb. Hier oben zu sehen der Dorfbrunnen in der unteren Hauptstraße. Zuvor gab es die ursprünglichen "Ziehbrunnen". 1787 standen für die Wasserversorgung im Dorf sieben hölzerne Ziehbrunnen zur Verfügung. Das Wasser musste mit einem Eimer an einer Kette hochgezogen werden. Das Großvieh trieb man zu dieser Zeit zur Tränke an den Main. In den 1820er / 30er Jahren wurden die vohandenen Ziehbrunnen zu Pumpenbrunnen umgebaut. Die bestehenden Brunnenschächte wurden mit einer zweiteiligen, runden Platte angedeckt und je nach Eigengewicht z.T. mit einem schweren Stein gesichert, damit keine Gefahr für Kinder besteht, siehe Fotos oben. Mit der Zunahme der Bevölkerung und damit auch des Wasserbedarfs stieg die Anzahl der Dorfbrunnen auf 13 Stück, siehe Lageplan weiter unten. 



 

Als im Jahr 1938 das neu erbaute Rathaus seiner bestimmung übergeben wurde, erhielt der Brunnen an der Nordseite des Rathauses eine Sandsteinverkleidung. Zuvor bestand der Pumpenstock, wie alle anderen Dorfbrunnen, aus Holz, siehe linkes Foto am rechten Bildrand. Der Brunnen steht zur Erinnerung an die ursprünglich 13 öffentlichen Pumpbrunnen, die die örtliche Wasserversorgung in Niedernberg sicherstellten. Siehe auch Niedernberger Heimatbuch Seiten 231 und 304.



Der sandsteinverkleidete Brunnen im Jahre 2023


     

Typische, meist sandsteinerne Ziehbrunnen in Hanau-Steinheim und im Elsaß. Der Wassereimer wurde mittels Seil oder Kette über eine Winde den Brunnenschacht hochgezogen.


 

Links. In Mitteleuropa wurde das Zugseil auch oftmals mittels eines Rundholzes per Handkurbel aufgewickelt. Rechts: Ein Holzbrunnen mit Schwingbaum. Durch die Verjüngung des Astes nach oben hin war er am unteren Ende schwerer und erleichterte somit die benötigte Hebelwirkung. Oftmals wurden auch Gegengewichte angebracht, Solche Schöpfeinrichtungen sind seit dem frühen Neolithikum (Jungsteinzeit) nachgewiesen, dienen demnach zur Erleichterung der Wasserbeschaffung schon seit mindestens 12.000 Jahren. Insbesondere für das Tränken von Viehherden sind die Ziehbrunnen in der Puszta unverzichtbar, wie u.a. auch im gesamten Steppengürtel Eurasiens.



Schwingbaum-Ziehbrunnen in Neustädt, mehr Infos durch Mausklick auf das Foto.



Schwingbaum-Ziehbrunnen in Mittel- und Nordeuropa.


Vor dem Anwesen links steht einer der damaligen Dorfbrunnen. Heute befindet sich an dieser Stelle die Raiffeisenbank. Auf dem Foto sind Frauen auf dem sonntäglichen Kirchgang abgelichtet, v.l.n.r.: Katharina Fischer, Katharina Seitz, Elisabeth Wagner und Juliana Goldhofer. Wie es früher üblich war, tragen sie ihre Sonntagskleidung und Hut. Aufgenommen wurde das Foto 1936 in der Hauptstraße, kurz vor der Abzweigung Kirchgasse.



Auch an der Hauptsrtaße 82, vor dem damaligen Haus von Heinrich Kempf, befand sich eine vom Ziehbrunnen zum Schwenkbrunnen umgebaute, gemeindliche Wasserentnahmestelle, siehe auch nachfolgendes Bild. Auf dem Foto wird die junge Frieda Kempf (Textilhaus Frieda Hytha) von einem Soldaten angesprochen.






Standorte der Dorfbrunnen um ca. 1900. Rechts zu sehen die damalige Gierseilfähre (hing an einem ca. 350 Meter langen Stahlseil, welches etwas unterhalb des Rondells an einem damals aus dem Wasser ragenden Felsen befestigt war) und gasnz unten recht der Ländeplatz.




Der Brunnen links in der Hauptstraße steht neben dem Bayerischen Hof (später Moderhaus)







Außerhalb der Ortsmauern: Der Schulbrunnen um 1950
(Das Foto zeigt das damalige Lehererkollegium, eine Beschreibung und mehr Fotos diesbezüglich findet man hier ...)







Das Pumpenhäuschen: Im Zuge der geplanten Wasserversorgung per Wasserleitung wurde im Herbst 1955 mit den Arbeiten für das Pumpenhaus begonnen. Der Wasserleitungsbau war nötig geworden, da 1954 in den meisten öffentlichen und privaten Brunnen bakteriologische Verunreinigungen festgestellt wurden, und somit das Wasser nicht mehr als Trinkwasser geeignet war. Bereits im März 1955 erfolgte eine Tiefbohrung in der Flurabteilung „Wüste Weingärten“. Der erste Pumpversuch brachte eine überraschend hohe Förderleistung. 1957 begann man mit der Verlegung der Wasserleitungen. Um die Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Wasser sicher stellen zu können, wurde im Frühjahr 1957 mit der Verlegung der Rohre für die Wasserleitung begonnen. Insgesamt wurden damals im Ortsbereich 8220 laufende Meter Rohre und 396 Hausanschlüsse mit einer Gesamtlänge von 4600 Meter verlegt. Am 22. Dezember 1958 wurde zum ersten Mal Wasser aus dem Tiefbrunnen in die Behälter des Wasserturms gepumpt und die Wasserleitung in Betrieb genommen. Seit 1972 bezieht Niedernberg das Trinkwasser von der Stadt Aschaffenburg. Damit wurde das Pumpenhäuschen überflüssig, siehe naschfolgender Bericht. Heute befindet sich auf diesem Gelände der Tennisplatz.


Im Frühjahr 1972 wurde der „Wasserkrieg“ zwischen Aschaffenburg und Niedernberg beendet. Begonnen hatte der Streit 1963, als die Stadt Aschaffenburg ihre Wasserschutzzone willkürlich bis weit in den Niedernberger Gemarkungsbereich (über die 1962 festgelegte äußere Schutzzone hinaus) ausdehnte. Auch sollte ein Horizontalbrunnen im erweiterten Schutzgebiet niedergebracht werden. Einen neuen Höhepunkt der Feindseligkeiten lösten 1964 Bohrungen auf Privatgrund der Gemarkung Niedernberg aus. Damals wehrten sich ca. 80 Bauern, mit Mistgabeln und Sensen „bewaffnet“, gegen diese Bohrungen. Schließlich konnte sich die Stadt Aschaffenburg durchsetzen. Als Ausgleich für die erweiterte Schutzzone bekam Niedernberg kostenlos Wasser von Aschaffenburg (bis 1994). Hierfür wurde eine starke Leitung zum Niedernberger Wasserturm verlegt. Dadurch wurde das 1955 erreichtete Pumpenhaus überflüssig.





Weitere Infos in Sachen Wasserturm siehe
hier...