Saurain
Der im Volksmund oftmals "Saurohr" genannte, schmale Trampelpfad, welcher vom Ort aus südlich am Main entlang Richtung Mainbrücke / Obere Au (Südgrenze zu Großwallstadt) führt, bekam seine Namensgebung vom Flurnamen "Saurain", weil der Niedernberger Schweinehirt die Säue meist hier entlang zum "Grasen" auf die oberhalb des Uferweges liegenden Wiesen führte.
Bild oben: Das
Signalhorn des letzten Niedernberger Schweinehirten Ludwig Wenzel.
Ein
Sauhirte hatte, ähnlich wie der Rattenfänger von Hameln (die Ratten sind
seinen Flötentönen gefolgt), mit seinem Horn geblasen und die Sauen sind
aus den offenen Ställen heraus ihm
auf die Weide gefolgt, früher auch hinaus in den Niedernberger Wald, ins Orlis (siehe Cent Bachgau). Die Schweineweide im Wald
war in den Jahren, in denen es viele Eicheln und Bucheckern gab, besonders
lohnend. Zur Unterbringung des Hirten und der Tiere wurde hierfür 1756 ein
neues „Schweinehaus“ (Saihaisje) im
Wald (Dachsberg) errichtet. Hiervon ist heute außer einer Bodenvertiefung
nichts mehr zu sehen.
Um 1930 ging es dann meist den "Saurain" hoch, zuletzt
befand sich der "Schweinegarten" unten beim alten Turm. Gegen Abend dann
führte der Schweinehirt die Viecher zurück ins Dorf, wo jede Sau wieder von alleine in
seinen Stall ging. Dass Schweine sehr intelligente Tiere sind, ist
bekannt. Der Unterschied zum Rattenfänger: Das ist keine Sage, sondern
Realität. Die Dorfhirten waren in der Regel bei der Gemeinde angestellt,
hießen auch Gemeindehirten und bekamen ein Haus gestellt. Früher
standen zwei davon in der Hirtengasse, daher kommt auch der Straßenname.
Der Schweinehirt lief am frühen Morgen durch das
Dorf und blies auf seinem Horn. Die Bauern öffneten die Hoftore und die
Schweine liefen dem Hirten hinter her. Nachmittags ging es umgekehrt. Auch
jetzt blies der Hirte in sein Horn und die Schweine fanden selbstständig durch
die geöffneten Tore in ihren Stall zurück.
Schweinehirten-Denkmal in Bremen