Leinritt ("Leinen - Ritt")
Leinritt nannte man die damaligen Ziehwege am Ufer
entlang, um Lastkähne mit Hilfe von Pferden den
Main aufwärts zu ziehen. Auch Treidelpfad, Ziehweg oder Leinpfad
genannt. Denn vom Mittelalter bis ca. 1890 wurden die Schiffe mit Leinen
an Zugpferden befestigt, die
sie stromaufwärts zogen. Durch die Gegenströmung und die Stellung des
Ruders wurden die Kähne vom Ufer ferngehalten. Ein Leinritt ist ein
solcher "Pferde-Pfad". Ende des 19. Jahrhunderts lösten löste die Dampfkettenschleppschifffahrt die Leinreiter ab.
Blick von der Turmstraße flußaufwärts in Richtung Fährgasse.
Mit dem Fährkahn auf Spuren der Leinreiter (Bild oben Ferienspiele 1988, unten Historisches Dorffest 1995)
Impressionen Oktober 2020
Skilanglauf auf dem Leinritt im Januar 2010
Die
Rentnerbamd befreit den Uferweg immer wieder vom Unkrautbewuchs. Bilder von 2016 (Vesperpause) und 2017 (unten)
Der Leinritt war vor der
Aufstauung des Maines bis in den 1920er Jahren um ca. 1,80 m tiefer gelegen. Den ursprünglichen Pegelstand des Maines und des Ufers kann man nachfolgend in den alten Ansichte erkennen:
Im
Zuge der Mainkanalisierung Mitte/Ende der 1920er Jahre wurde der Leinritt teilweise
um bis zu 1,80 m höher auf das heutige Niveau gelegt. Ursprünglich fielen die
zum Main hinführenden Dorfstraßen im letzten Teilstück stark ab. Vor der
Fahrrinnenvertiefung war das Flussbett in trockenen Sommermonaten an
verschiedenen Stellen noch zu Fuß zu durchqueren. Durch den Bau der Schleusen
wurde der Wasserspiegel angehoben. 1927 waren Fahrrinnenvertiefung und
Kanalisierungsarbeiten soweit fort geschritten, dass die großen Handelsschiffe
bis zum Anfang des Ortes fahren konnten. Am Turm musste die Fracht auf kleinere
Schiffe umgeladen werden. Hierbei hatte sich so mancher Jugendliche ein paar
Pfennige verdient.
Um 1890 löste die Dampfkettenschleppschifffahrt die Leinreiter ab. Im Hintergrund erkennt man das schwarze Ketten-Schleppschiff (genannt "Määkuh"), welches mehrere Lastenkähne im Schlepptau hinter sich stromaufwärts zieht.
Bis zum Rondell war man gezwungen, den Treidelpfad der Geländeform entsprechend am flachen Ufer anzulegen. Südlich der Ortsmauer führte der Ziehpfad auf die Anhöhe der Böschung (rechte Seite) und setzte sich bis zu den Gemeindewiesen "Hoher Sand" (siehe Flurnamen) fort. Die an den vorderen Sandsteinen des "runden Eisbrechers" zurückgebliebenen Schleifspuren, welche von den 20-100 m langen Zugleinen der Schleppkähne herführen, erinnern heute noch an die harte Arbeit der Leinreiter, siehe nachfolgende Fotos. An der abgebildeten Stelle oberhalb des Rondells wurde anlässlich der fortgeschrittenen Schifffahrt 1895 der Ländeplatz und Buhnen am Ufer errichtet.
Die weichen Sandsteine des Rondells zeigen Schleifspuren, welche von den langen Zugleinen der Leinreiter stammen, die hier an der Engstelle vorbei mussten. Der Leinritt war vor der
Aufstauung des Maines bis in den 1920er Jahren um ca. 1,80 m tiefer gelegen.
Tommes Rute, Organisator des Limesmarsches 2023 mit Volker Gröschl (Vorsitzender des Geschichtsvereins) bei einem
Vorabbesuch am 8.3.2023 in Niedernberg. Am 18. August 2023 wird eine kleine Abteilung der
LEGIO XXI RAPAX auf der 17. Etappe hier am Leinritt entlang marschieren und danach ein Nachtlager in der Niedernberg
aufschlagen.
Ähnlich wie hier im Bild diese Bootsrampe erkennt man auch heute noch z.B. am Bubebadeplatz und entlang des Sauraines Teilstücke des ehemaligen Treidelpfades und vor allen Dingen der ehemaligen Buhnen, welche nach der Zeit der Treidelfahrten errichtet wurden. Diese Bauten sieht man bei stillem Wasser und Sonnenschein ca. 50 - 100 cm unterhalb der Wasseroberfläche in 5-10 Metern Entfernung vom Ufer. Ein dementsprechendes Foto reichen wir demnächst hier nach.