Weitere ortsbekannte Personen

Hier stellen wir nach und nach Personen vor, die im ganzen Ort bekannt waren, obwohl sie keiner gewerblicher Tätigkeit nachgingen, keiner öffentlichen oder gemeindlichen Stelle angehörten.


Gerold Klement


Unser Rätselfoto aus der KW 06/2021: Gerold ulkt Anfang der 1980er Jahre bei der Fußballortmeisterschaft mit Susanne Weber (geb. Lebert),  Bereits damals war er im Alter von etwa 25 Jahren ein "Niedernberger Original".

Wie nennt man den Bürgermeister auf amerikanisch?  Burger King“ :-)

Und wie nannte man ihn in Honisch? „Gerold“   (eine Anekdote hierzu weiter unten)

Aber Gerold war nicht nur der Ortsvorsteher, er war irgendwie alles in einer Person. Bürgermeister, Verkehrs- und Dorfpolizist, Nachtwächter, Platzwart, Schiedsrichter-Maßregler, Alleinunterhalter und vieles mehr! Und vor allen Dingen, gerade bei den jüngeren Einwohnern, war Gerold bekannter als der Bürgermeister! Beim Namen Gerold sieht ihn noch heute jeder vor sich. Es gibt nur wenige Personen in der jüngeren Niedernberger Geschichte, bei welchen man nur den Vornamen aussprechen muss, und jeder weis sofort, wer gemeint ist. Bei „Olga“ und „Roswitha“ z.B. fallen einem umgehend unsere beiden „Tante-Emmas“ ein. Auch bei "Ruudi, Äschid oder Lorenz", den legendären Wirten, braucht es keinen Familiennamen, zumindest damals nicht. Ebenso genügt auch der Rufname „Gerold“, und jeder sieht ihn sofort vor Augen. Gerold war "bekannt wie ein bunter Hund" im Ort.



     

Gerold 1964 bei der Einschulung und mit seiner jüngeren Schwester Heidrun, rechts auf dem Gartengrundstück "Tafelweg"



   

Gerolds Mutter Helga mit vielen bekannten Niedernberger Gesichtern am Rosengärtchen (links) und vpr der Raiffeisenbank (2. v.re.). Das rechte Foto stammt aus dem Jahre 2019 und zeigt Gerolds Elternhaus in der Römerstraße 7 (Pizzeria Trullo).






Gerold's Jahrgang 1958/59, Klassenfoto Grundschule Niedernberg, Buben, ca. 3. / 4. Klasse (Gerold 2. Reihe rechts). Erst kurze Zeit später wurde bei ihm eine Krankheit, welche eine leichte Behinderung mit sich führte, erkannt.

Aus dem Buch Erinnerungen an die Schulzeit von Albert Wagner, siehe hier ..  (Fotos per Mausklick vergrößerbar)




Gerold freudestrahlend mit zwei Nachbarskinder


In seiner Arbeit bei der Werkstatt der Lebenshilfe ging Gerold richtig auf. Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten fuhr er mit dem Bus über Aschaffenburger Hauptbahnhof bis nach Schmerlenbach. Es war eine Lebensaufgabe für ihn.

 



Gerold am Sonntag-Nachmittag, den 20. Mai 2012 im Bus der Linie 60 auf dem Weg von Aschaffenburg nach Niedernberg. Gerold war damals 54 Jahre alt. Sonntags fuhr mit den Linienbussen zu den Fußballplätzen der umliegenden Bezirke. Jeder Schiedsrichter aus der Region kannte unseren Gerold, der sich in seiner typischen Art, wie kein anderer, über deren Entscheidungen aufregen konnte. Auch bei Ringkämpfen maßregelte er die Kampfrichter und knallte ihnen, zusammen mit den übrigen, emotionsgeladenen Zuschauern, die dollsten Wörter an den Kopf. Im Omnibus spielte Gerold oftmals auch den Alleinunterhalter, schimpfte wie ein Rohrspatz über Autofahrer, welche den Busverkehr behinderten. Es war einfach sein Steckenpferd, sich ein zu mischen und nach dem Rechten zu sehen. So war er halt, unser Gerold. Siehe auch nachfolgende Erinnerungen und Anekdoten:

"Egal wo man ihn getroffen hat, er war immer wissbegierig und war aber auch interessiert. Wenn wir uns auf der Straße begegneten, wollte immer auf den neuesten Stand nach FW-Einsätzen gebracht werden und hat sich auch für die Feuerwehr interessiert."

"im Ascheberscher Bahnhof haste den Gerold manchmal schon aus weiter Entfernung mit fremden Leuten zanken gehört."

"en äschte Nirrenbersvcher Fußballer beste, wenn Dich abwechselnd der Scheirischs Ernst und de Gerold vom naije Raseplatz verscheucht haben."

"In der Moinlust hat er immer sein Spezi getrunken und sein Klappbrot gegessen. Der Gerold durfte das, hat auch öfters an Feierabend beim Aufräumen geholfen"

"die letzten paar Jahre ist er nicht mehr auf den Sportplatz oder zur Ortsmeisterschaft gegangen, weil er beleidigt wurde. Es haben ihn damals ein paar nicht aktive Fußballer böse Dinge an den Kopf geworfen, an der Ortsmeisterschaft. Danach ist er nicht mehr hin, das hatte ihn sehr verletzt"

Im Januar 2016, bei Sägearbeiten zur Fällung der alten Kastanie 2016, kam Gerold mit dem Radl daher und fragte: „Woas machen die do?“ Als er erfuhr, dass der ehrwürdige Baum ganz weg kommt, hat er erstmal anständig die Facharbeiter „alles zusoamme gehaaße“. Kurzzeitig musste gerade die Hauptstraße Straße gesperrt werden. Als es wieder frei war und der Linienbus und auch Gerold weiter fuhren, meinten die Gemeindemitarbeiter: "er hot nochm Räschde geguckt un jetzt machd er widder lous, de Bäjemoaster".

 ... Gerold war vielen Einwohnern ans Herz gewachsen.



 

Gerold mit Mutter Helga bei einer Geburtstagsfeier in der "Blechernen Katz" und rechts mit eine für ihn typischen Gestik bei der Beobachtung der Feierlichkeiten zu seinem 57. Geburtstag im Restaurant Schönbusch 2014, siehe auch Bilder unten. 



 

Gerold begutachtet die Torte zu seinem 57. Geburtstag. Vor Jahrzehnten hatte ihm ein untersuchender Arzt prognostiziert, er habe wegen seiner Krankheit kein hohes Lebensalter zu erwarten. 2017, bei seiner Feier zum 60.Geburtstag im Seehotel, war Gerold voller Stolz, daß er 60 Jahre alt wurde. Nur fünf Monate später erlag er einem damals unbemerkten Krebsleiden.



Texte zum Rückblick mit Erinnerungen an Gerold, der im September 2017 einem Krebsleiden erlag, sind in Bearbeitung.


In unserem Wochenrätsel gilt es seit Januar 2021  Niedernberger Persönlichkeiten, welche in der Öffentlichkeit standen oder einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten, sowie historische Ladengeschäfte, Firmen, Salons, Praxen, Wirtshäuser, Handwerksbetriebe etc. zu erraten. Nach Auflösung der jeweiligen Rätsel werden diese Personen mit Kurzbeschreibung und Bildmaterial hier in den Rubriken eingepflegt. 

Wir freuen uns auch über Vorschläge, Anregungen und Übermittlung von Archivmaterial, siehe hier...