Blecherne Katz


Gedicht über die Blechkatz:
Die Blecherne Katze
Wenn man von Erfindung spricht
im zwanzigsten Jahrhundert –
vergesse man doch bitte nicht
was einst passiert und fast verwundert.
Es war an einem Ort am Main
der Name sei hier nicht genannt,
daß sich ein Schädling stellte ein –
die Mäuse nahmen überhand.
Sie wurden gar zu einer Plage,
die Ernte brachte nichts mehr ein,
eine hoffnungslose Lage,
sollte das das Ende sein?
Niemand wußte einen Rat
oder konnte sie bekämpfen.
Die Katzen waren übersatt,
litten schon an Magenkrämpfen.
Nicht im Hause oder Garten
brauchten sie sich zu verstecken,
nein es waren andere Arten –
Feldmäuse brachten Not und Schrecken.
Nur ein junger Schlossermann
baute sich aus Blech und Eisen
ein Rohr mit spitzer Öffnung dran –
das Ding tat er die „Blechkatze" heißen.
Er steckte in der Katze Bauch
Gras und Lumpen, die er mischte
mit Teer, und leitete den Rauch
in den Gang der Bösewichte.
Prompt ging seine Rechnung auf,
denn was nicht erstickt im Nest,
kroch geschwind nun aus dem Lauf
und bekam den letzten Rest
von dem Jüngling der da stand,
und beim Erscheinen fest und schnell
mit der Gabel in der Hand
stach derselben durch das Fell.
Die Wogen der Begeisterung
schlugen hoch bei diesem Sieg,
und alle Männer alt und jung
zogen in den Mausekrieg.
Nach dem Vorbild des Erfinders
wurden Katzen angefertigt,
und noch vor Einzug des Winters
war der Feind besiegt, beerdigt,
und das Dorf war wieder frei
durch des Schlossers Prachtidee,
der Mäuseschrecken war vorbei,
es wuchsen wieder Korn und Klee.
Fort klinge es wie eine Sage,
leider aber ist's geschehn,
denn noch bis zum heutigen Tage
kann man diese Katze sehn.

Im Rathausfenster ist ihr Platz,
verewigt durch des Glasers Hand,
und das Modell der „Blechern Katz"
die einst gerettet dieses Land,
wird als des Ortes wahres Zeichen
zum Gedenken an die Zeit
niemals von dem Haus des Rates weichen,
wird stehn dort bis in Ewigkeit.
Walter Hesbacher, 1953
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